Andri Silberschmidt ist Zürcher FDP-Nationalrat und Gastro-Unternehmer. Er hat 2017 das Unternehmen kaisin. – poké bowls gegründet, eine Food-Konzept, mit dem er 9 Standorte bespielt. Der Ökonom arbeitet als Assistent der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats beim Transport-Unternehmen Planzer und sitzt u.a. im Verwaltungsrat der Jucker Farm ein.
Ukraine-Krise, hohe Energiepreis, hohe Inflation – was macht die Politik in dieser schwierigen Zeit für die Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmer?
Die Schweizer Politik ist nicht bekannt für kurzfristige Konjunkturmassnahmen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Rahmenbedingungen für Schweizer UnternehmerInnen stets gut sind. Das heisst unter anderem: Sichere Energieversorgung, wenig Regulierung und offene Märkte.
Lohnt es sich heute noch, Unternehmerin oder Unternehmer zu werden? Und wenn ja, warum?
Ich hoffe es doch. Rein finanziell ist es natürlich abhängig von der Idee und der Leute, mit denen man eine Firma gründet. Aber es lohnt sich alleine schon wegen dem Weg, den man durchläuft, die Menschen, die man kennenlernt und die Erlebnisse, die einzigartig sind.
Sie bemängeln, dass die Schweiz punkto Innovationskraft in den internationalen Rankings ins Mittelmass abgerutscht sei. Was machen Sie dagegen?
Ich habe die parlamentarische Gruppe „Startups und Unternehmertum“ mitgegründet, um das unternehmerische Denken und deren Themen in allen Parteien besser zu verankern. Es beginnt bei der Digitalisierung und Vereinfachung der Firmengründung, geht über den besseren Zugang zu Mitarbeitenden und Kapital in der Wachstumsphase und hört bei der sozialen Absicherung von „gescheiterten“ UnternehmerInnen auf. Wir haben nie genug getan, um das Startup Ökosystem zu stärken.
Die schweiz-albanische Community ist stark unternehmerisch geprägt. Welche Qualitäten kann sie in die Schweizer Wirtschaft einbringen?
Mut. Ich denke, uns in der Schweiz fehlt es an Mut und damit verbunden auch die Bereitschaft, Risiken einzugehen.
Sie sind selber Gastro-Unternehmer und bieten Poké Bowls an. Wie sehr haben Sie die letzten zwei, drei Jahre als Unternehmer verändert? Was haben Sie in der Krise gelernt?Oh… ich habe sehr viel gelernt. Gerade für die Gastronomie war es eine herausfordernde Zeit. Dank unseren Mitarbeitenden und dem flexiblen Geschäftsmodell (viel Take-Away und Delivery) sind wir gut durch die Krise gekommen. Unternehmerisch denkende Personen kommen wohl stets besser durch eine Krise, denn man muss sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen können.
Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten der Gastronomie?
Der Trend in Richtung Nachhaltigkeit, gesunder Ernährung und alternativer Proteine ist voll im Gang, aber hat noch nicht richtig „eingeschlagen“. Ich denke, die Gastronomie wird sich in Zukunft noch stark wandeln und uns noch mehr Freude bereiten.
Wie die des Unternehmertums?
Unternehmertum schafft Arbeitsplätze, schafft Wohlstand. Ohne Unternehmertum keine Zukunft. Wir müssen uns deshalb für unternehmerisch denkende und handelnde Menschen einsetzen. Sie machen unsere Zukunft.
Und wie die der Schweizer Wirtschaft insgesamt?
Kurzfristig wird aufgrund globaler Ereignisse (Krieg, Inflation, Pandemie) die Aussicht nicht gut sein. Wenn wir die marktwirtschaftlichen Prinzipien verteidigen, bin ich aber zuversichtlich, dass der Wohlstand mittelfristig für alle weiterhin zunehmen wird.
Was sind Ihre persönlichen unternehmerischen Ziele?
Das Ziel unseres Gastrounternehmens kaisin ist, weiterhin gesund mit operativem Geld zu wachsen. Bald eröffnen wir unseren 10. Standort – eine schöne Zahl. Die Herausforderungen nehmen damit aber nicht ab, im Gegenteil. Weiter habe ich begonnen, in junge Firmen von Freunden zu investieren, was mir auch Freude macht. Diese will ich gerne auf ihrem Weg begleiten.
Herr Silberschmidt, besten Dank für das Gespräch.
Die Interviews führte der Journalist und Kommunikationsberater Michel J. Pernet.
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