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Vorstand: Perparim Avdili

Përparim Avdili ist Finanzexperte in einer Zürcher Anwaltskanzlei, Zürcher Gemeinderat und Präsident der FDP der Stadt Zürich. Als Mitgründer und Präsident von #swissalbs, der Dachorganisation für die schweizerisch-albanische Community, vergibt er am 26. November den swissalbs-Unternehmerpreis.

Eine unsichere Covid-Lage, Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise, eine Teuerung von 3.5% – lohnt sich Unternehmertum in Krisenzeiten?
Unternehmer ist man aus Leidenschaft, nicht aus Gewinnstreben. Als Unternehmer ist es wichtig, (nicht beeinflussbare) Situationen – gerade Krisen – anzunehmen und mit ihnen pragmatisch umzugehen. Das Zauberwort heisst Resilienz. Krisen lösen aber immer auch strukturelle Veränderungen aus. So hat Covid 19 zu einem massiven Digitalisierungsschub geführt. Will heissen: Krisen bieten immer auch unternehmerische Chancen. Diese gilt es zu erkennen.

Sind von Unternehmern in Krisenzeiten andere Skills gefragt? Wenn ja, welche?
In Krisenzeiten sind von allen andere Skills gefragt, nicht nur von Unternehmern. Letztere müssen – mit Standhaftigkeit, Weitsicht und Kreativität – die richtigen strategischen Entscheide fällen, wohin man das eigene Unternehmen steuern will. Entscheidend ist meines Erachtens, dass man auch bei allen Veränderungen ein Klima für die Mitarbeitenden schafft, dass trotz schwierigen Aussichten das Team zusammenhält und «das Schiff erfolgreich mit der gesamten Besatzung durch den Sturm» bringt. Krisen bieten immer auch Chancen: Wer diese erkennt und so sein Unternehmen weiterentwickelt, gehört zu den Gewinnern.

Sie sind Präsident der FDP der Stadt Zürich. Was macht die FDP für Unternehmer in Krisenzeiten?
Die FDP setzt sich seit jeher für beste Rahmenbedingungen für Unternehmer und Gewerbetreibende ein. Und hat gerade in der Covid 19-Krise vehement eine schnelle und unbürokratische Unterstützung von Unternehmen gefordert, viele Initiativen gestartet und viele auch durchgebracht.

So hat die Stadt Zürich auf Initiative der FDP das sogenannte Drei-Drittels-Modell für Mietzinsbeiträge für Geschäftsliegenschaften erarbeitet und umgesetzt, das dann von Hunderten von Gewerbetreiben genutzt wurde. Stadt Zürich, Vermieter und Mieter haben sich – befristet – den Mietzins geteilt, was gerade kleinen Betrieben, die stark auch unter den Corona-Massnahmen gelitten hatten, sehr geholfen hat. Auch hat die FDP eine grosszügigere Aussenbestuhlung für die gebeutelte Gastronomie durchgesetzt. Und die FDP-Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh hat die Kurzarbeitsentschädigung rasch und unbürokratisch gehandhabt.

Sie sind in der Finanzbranche tätig, einer Branche, die von der Krise profitiert. Gleichwohl scheint sich der Bankenplatz Unternehmern gegenüber defensiver denn je zu verhalten. Wäre eine Unternehmer-Initiative wünschenswert, ähnlich unbürokratisch angedacht und umgesetzt wie die Covid-Kredite? Die grösste Hilfe für Unternehmer wäre eine Entbürokratisierung, auch oder gerade in der Krise. Dann könnten sich Unternehmer noch mehr auf das Unternehmerische konzentrieren und mit Innovationen Arbeitsplätze schaffen. Dies ist seit jeher ein Kernanliegen meiner Partei, der FDP. Die grösste Sorge der Unternehmungen ist aber aktuell die Energiekrise, die sich weiter zuzuspitzen droht. Entsprechend ist die primäre Aufgabe der Politik, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, für Private wie für Unternehmen.
Gleichzeitig gilt es die Energiestrategie 2050 zu hinterfragen und anzupassen. Durch den Krieg in der Ukraine haben sich die Parameter geändert. Es kann politisch nicht gewollt sein, dass bei einer konsequenten Umsetzung primär die Energiekonzerne profitieren.

Wie ist Ihre Zukunftsprognose für die Zürcher Wirtschaft? Ist die Stadt Zürich für alle Eventualitäten vorbereitet? Wie sich die Wirtschaft zukünftig entwickeln wird, hängt vor allem von kantonalen und nationalen Rahmenbedingungen ab.

Die Stadt Zürich ist dank seiner Zentrumsfunktion ein interessanter Standort für Unternehmungen. Sie hat eine gute Infrastruktur und bietet guten Zugang zu qualifiziertem Personal, auch dank der vielen Bildungseinrichtungen wie der Universität Zürich und der ETH, aber auch der Fachhochschulen wie der Zürcher Hochschule der Künste, der Pädagogischen Hochschule, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und der Hochschule für Wirtschaft.

Aber der Finanzhaushalt der Stadt Zürich, der entwickelt sich besorgniserregend. Der Aufwandüberschuss bewegt sich auf Rekordniveau. Hier sind dringend Korrekturen notwendig. Nur ein solider Haushalt ermöglicht Prosperität, die linke Regierung ist zu verschwenderisch und macht Klientelpolitik.

Ist ein weiterer Lockdown möglich?
Ich hoffe nicht. Natürlich ist man hier etwas fremdgesteuert – niemand weiss, wie sich das Virus entwickeln wird. Aber wir müssen das Maximum an Prävention tun, um jegliche Form von Einschränkungen der persönlichen Freiheit zu verhindern.

Sie sind Präsident von #swissalbs – was sind die strategischen Ziele dieses Unternehmerclubs?
Mit #swissalbs möchten wir eine Plattform schaffen, welche die Interessen der albanischen Community in der Schweiz vertritt. Wir wollen den unternehmerischen Geist in der albanischen Community in der Schweiz fördern und gleichzeitig aufzeigen, welch wichtigen Beitrag die albanischen Unternehmer für eine erfolgreiche Schweiz leisten. Die Schweiz ist unsere Heimat, wir sind hier geboren oder aufgewachsen, sind hier unternehmerisch in allen Branchen tätig und nehmen hier eine wichtige gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Rolle ein, als Arbeitgeber wie als Steuerzahler.Auch möchten wir unsere Community motivieren, sich politisch und sozial zu engagieren. Die Schweiz mit ihrer einzigartigen direkt-demokratischen Geschichte prädestiniert dafür.

Gibt es Unterschiede zwischen Schweizer und albanischen Unternehmern?
Die Unterscheidung liegt wohl bei der sozialen und gesellschaftlichen Ausgangslage. Die meisten albanisch-stämmigen Unternehmer in der Schweiz sind Teil der zweiten Einwanderungsgeneration. Ihre Eltern waren als Saisonniers in die Schweiz eingewandert und hatten sich ihren Lebensstandard mit sehr viel Fleiss und harter Arbeit erwirtschaftet.

Der Ehrgeiz und das Verlangen, durch Leistung etwas zu erreichen, ist darum auf bei der 2. Generation sehr stark. Die eigene Migrationsgeschichte prägt das Denken und Handeln. Und materieller Wohlstand ist das angestrebte Ziel. Ich denke, dass erst die 3. und 4. Generation in das postmaterialistische Zeitalter eintreten werden.

Herr Avdili, besten Dank für dieses Gespräch.

 

Die Interviews führte der Journalist und Kommunikationsberater Michel J. Pernet.