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Vorstand: Bardhyl Coli

Bardhyl Coli ist Hotelier und Gastro-Unternehmer, führt als General Manager das Fünf-Sterne Hotel Arosa Kulm in Arosa, betreibt als Gesellschafter die Gubenhof Suiten und das Kaffee Frech in Zug und eröffnet 2023 das Boutique-Hotel Lubo in Luzern.

Eine unsichere Covid-Lage, Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise, eine Teuerung von 3.5% – würden Sie auch heute noch Unternehmer werden? Und wenn ja, warum?
Ja, auf jeden Fall. Unternehmer ist man aus Überzeugung – zyklische wirtschaftliche Veränderungen gehören mit zum Job. Und sowieso: In jeder Krise stecken viele Chancen.

Sie sind Hotelier und Gastrounternehmer. Ihr Geschäft hat in den letzten zwei Jahren massive Turbulenzen erlebt. Können Sie jetzt Krise?
In der Tat hatten wir herausfordernde Zeiten – und haben sie immer noch. Ich brauchte Zeit, die verschiedenen Krisen zu verstehen, sie zu akzeptieren, zu verarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Was ich dabei definitiv gelernt habe, ist kein Schön-Wetter-Kapitän zu sein. Dabei half mir ein Bonmot, das mich schon immer begleitet: «Wer raue Winde nicht verträgt, der hat auf dem Gipfel nichts zu suchen.»

Haben die Krisen Sie verändert? 

Sie haben mich definitiv beeinflusst. Ich kannte Krisen wie Covid 19 oder die Energiekrise, die mit einer solchen Wucht auf das private und geschäftliche Leben durchschlagen, schlicht nicht. Doch die gemachten Erfahrungen nehme ich mit, sie lassen mich künftig noch besser strategisch planen.

Was zeichnet eine gute Unternehmerin und einen guten Unternehmer in Krisenzeiten aus?
Empathie und transparente Kommunikation. Gerade in einer personalintensiven Branche wie der Hotellerie und Gastronomie, in der in Krisenzeiten viele schnelle Entscheide getroffen werden müssen, ist es wichtig, stets ein Ohr für die Mitarbeitenden und ihre Ängste zu haben sowie transparent und ehrlich zu kommunizieren.

Bieten Krisen auch Chancen?
Definitiv! Ein Beispiel aus meiner Branche: Die Stadt-Hotellerie war jahrelang der Star in der Hotellerie mit den höchsten Renditen. Die Ferien-Hotellerie war weniger profitabel. Mit Covid 19 hat sich das Blatt gewendet: Die Ferien-Hotellerie wurde dank grosser Nachfrage auch im Sommer wieder interessant und für Investitionen spannend. Letztere galt es zu realisieren.

Krise heisst auch, die Nerven zu behalten und mit viel Energie und Empathie zu führen. Wie gleichen Sie Ihre Work-Life-Balance aus?
Die Basis einer guten Work-Life-Balance ist, dass das, was man macht, aus Überzeugung und gerne macht. Bei mir ist es so, dass ich mich sehr mit meinem Beruf identifiziere und ihn auch in meiner Freizeit auslebe. Nichtsdestotrotz: Zeit mit der Familie zu verbringen, ist und bleibt der beste Ausgleich.

Wie sehen Sie die Zukunft des Tourismus? Wie die der Gastronomie? In der Hotellerie ist der Trend zum Ökotourismus ungebrochen, das heisst Reisen in Gebiete mit natürlicher Schönheit, um den Naturschutz zu unterstützen und die negativen Folgen des Reisens zu minimieren. Die Schweiz hat hier die besten Voraussetzungen für eine führende Rolle. Auch wird der Hype des Binnentourismus anhalten, ja sich sogar weiterhin verstärken. Die Gastronomie demgegenüber wird immer mehr zu einem Lifestyle Produkt, auch weil die Preise enorm steigen werden.  Ehrliche und transparente Gastronomie mit viel Showeffekt wird aber immer funktionieren – und gewinnen.

Haben Sie einen Wunsch an den Staat, wie er Ihnen sowie der Tourismus- und Gastrobranche helfen kann?
Die beste Hilfe des Staates ist es, einen Unternehmer machen zu lassen. Darum mein Rat an den Staat: Weniger Bürokratie, weniger Regulierung und viel Eigenverantwortung. Nach meinem Verständnis sind das die Grundpfeiler der Schweiz.

Was sind Ihre kurzfristigen und langfristigen Ziele?
Ich habe das Glück, mit sehr spannenden Projekten beseelt zu werden. Kurzfristig werde ich im Februar 2023 in Luzern das Boutique-Hotel The Lubo www.the-lubo.ch eröffnen – ein sehr cooles, urbanes und zeitgenössisches Design-Objekt. Langfristig bin ich mit dem Umbau und der Neupositionierung des traditionsreichen Arosa Kulm Hotel befasst, das ich als General Manager leite. Mit neuen Investoren werden wir hier in neue (Design-) Zeiten aufbrechen.

Herr Coli, besten Dank für dieses Gespräch.

Die Interviews führte der Journalist und Kommunikationsberater Michel J. Pernet.